Heute ist Montag, der 9.November 2020. In gut sechs Wochen fangen die Weihnachtsferien an und wir Menschen stecken fest. Fest in einem Lock-down. In einer Pandemie.
Gefangengenommen durch ein Virus.
Unser Leben dreht sich nur noch um Verordnungen, Kontaktbeschränkungen, Empfehlungen, Zahlen, Nachrichten, Diskussionen, Beschlüsse und vieles mehr.
Unser Lebensraum wird weiter eingeengt und kontrolliert.
Wir brauchen diese Regeln, damit wir überleben können. Damit unsere Krankenhäuser nicht zusammenbrechen. Damit die Ärzte, Schwestern und Pfleger nicht über ihre Kräfte gehen müssen.
Selbst, wenn wir uns selbst nicht anstecken oder einen milden Verlauf erleben, so bleibt die Angst. Angst vor der Zukunft. Angst um Familienangehörige. Um die älteren Menschen und die Kinder. Angst um unsere Wirtschaft. Was passiert mit unserer Gesellschaft?
Es sind zu viele Ängste und in gut sieben Wochen ist Weihnachten.
Das passt doch alles nicht zusammen ...
Eigentlich kommen jetzt die Weihnachtsmärkte, die Termine für Weihnachtsfeiern, Besuche werden geplant, Treffen mit Freunden vereinbart, die ersten neuen Advents-Dekorationen gekauft und der Adventskalender wird vorbereitet.
Aber 2020 ist kein normales Jahr. Für keinen von uns. Wir stecken fest. Fest in unseren Ängsten. Wir halten uns am Alten fest. Wir kommen nicht mehr mit. Wir verstehen nicht, was mit uns passiert. Unser Gegner ist immer noch unsichtbar.
Wir sind Gefangene eines Virus.
Die Frustration der Menschen richtet sich gegen Mitmenschen.
Viele Menschen werden unfreundlich und unverschämt. Sie werden übergriffig. Sie drücken und leben ihre Wut, ihre Angst und ihre Verzweiflung aus, indem sie fremde Menschen verbal angehen. Kassiererinnen, Arzthelferinnen, Kunden im Supermarkt, Kinder und Jugendliche, Menschen im Bus oder in der Bahn.
Der innere Druck nimmt zu und wir wissen nicht wie wir reagieren sollen. Wir werden dünnhäutig und verlieren den Boden unter den Füßen. Diese Spannung bemerken wir im Alltag und im Familienleben. Wir werden ungerecht, laut, verletzend und können unsere Worte und Reaktionen nicht mehr kontrollieren oder bewusst ausleben. Wir sind fremdgesteuert von unseren Ängsten, Emotionen und Gefühlen. Ein großer innerer Druck, der täglich zunimmt. Ist das jetzt unser neues Leben?
Nein. Ja. Vielleicht.
Die Entscheidung liegt bei jedem einzelnen von uns. Bei Dir, bei mir, bei jedem einzelnen Menschen unserer Gesellschaft.
Im Moment brauchen wir eine andere Unterstützung als im März. Was wir jetzt brauchen sind Menschen, die unsere Hand halten. Die uns zuhören und uns in den Arm nehmen. Wir brauchen Trost und Zuspruch. Wir brauchen ein offenes Ohr und Verständnis für unsere Situation. Jeder von uns.
Es geht um das Miteinander. Wenn jeder einmal die Hand hält, die Umarmung ausführt, die Worte hört, die Sorgen sieht und Mitgefühl zeigt, wird jeder von uns einmal getröstet, wird jeder von uns einmal in seiner Not gesehen. Der Kreis würde sich schließen.
Was sich jetzt vielleicht sehr theoretisch anhört, kann im Alltag gelebt werden. Wir können unseren Partner mit Verständnis Ansehen und die Kinder einfach in den Arm nehmen. Es ist nicht so wichtig wer gerade recht hat. Es ist wichtig zusammen diese Zeit zu leben. Zusammen uns auf die nächsten Wochen zu freuen. Auf ein anderes Weihnachtsfest.
Wir haben noch sieben Wochen um uns mit dem Neuen anzufreunden. Sieben Wochen, um uns wieder zu finden und wieder stabiler zu werden. Für uns selber und unsere Mitmenschen.
Wir brauchen jetzt eine gewisse Ausdauer, Kraft und Zähigkeit. Die Ausdauer hilft uns die Länge der Zeit mit Gelassenheit anzugehen. Die Kraft unterstützt uns, die verschiedenen Bergetappen zu bestehen. Die Zähigkeit werden wir am Ende brauchen. Wenn es anfängt zu schmerzen. Wenn wir nicht mehr können und wollen. Wenn wir nur noch schreien und heulen wollen. Die Eigenschaften brauchen wir auf der körperlichen Ebene genauso wie auf der mentalen Ebene.
Natürlich sind diese Eigenschaften bei den Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Aber jeder von uns kann sich in den einzelnen Bereich öffnen und trainieren. Der Körper braucht im Moment genauso viel Aufmerksamkeit und Training wie unser Geist und unsere Seele. Ausdauersport, Kräftigung und Mobilisation sind die drei wichtigen Säulen im Training. Meditation, Tai-Chi, Yoga und andere Bewegungsübungen helfen unserem Geist zur Ruhe zu kommen. Wenn beide Bereiche bewusst trainiert und gelebt werden, finden wir unsere Ruhe und unsere Standhaftigkeit.
Wenn Du eine körperliche Unruhe bemerkst, dann nimm Dir die Zeit. Geh raus, beweg Dich, power Dich aus. Es gibt viele tolle Videos und Möglichkeiten Zuhause zu trainieren. Geh jeden Tag eine kleine Runde um den Block. Die Zeit ist da. Nimm sie Dir.
Wenn der Körper zur Ruhe gekommen ist. Dann Nimm Dir eine Auszeit für Deinen Geist und Deine Seele. Meditation ist hier bestimmt die Königsdisziplin. Yoga, Tai-Chi, ruhiges Stretching sind genauso gute Begleiter, wie Musik, ein Buch lesen oder Tagebuch schreiben.
Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und Wege. Jeder sollte seinen Weg gehen und seine innere Kraft finden. Probier etwas Neues aus oder greif zu vertrauten Möglichkeiten. Es gibt kein Rezept für alle. Aber es gibt für jeden einzelnen das richtige Rezept.
Geh zurück zu Deinen Wurzeln. Geh in Deine eigene Kraft zurück und nimm etwas Abstand von den Nachrichten. Bleib bei Dir. Wenn es Dir zu viel wird, erlaub Dir eine Pause. Such die Ruhe und die familiäre Zuwendung.
Wenn jeder von uns seine Bodenhaftung wiederfindet und behält sind wir uns unserer Worte und Reaktionen wieder bewusst. Die verbalen Ausfälle sollten sich dann wieder reduzieren, die Empathie wieder in den Vordergrund rücken. Das Miteinander kann wieder großgeschrieben werden.
Weihnachten kann kommen. Die Adventszeit darf kommen.
Wir sind bereit für ein neues und anderes Weihnachtsfest. Wir sind bereit uns innerlich zu befreien. Wir sind bereit uns von unseren Ängsten zu lösen. Wir sind bereit andere Menschen wieder zu sehen. Wir sind bereit für die letzten Wochen im Jahr 2020.
Sollten Sie Fragen an mich, zu meinen Behandlungsmethoden,
zu meinem Therapieangebot oder einen Terminwunsch haben,
so kontaktieren Sie mich gerne!